THEORETISCHER HINTERGRUND. Depression und soziale Einbindung hängen beide mit dem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zusammen. Rumination scheint auf diese einen pathogenen, soziale Einbindung einen salutogenen Einfluss auszuüben. Es wird angenommen, dass der Einfluss sozialer Einbindung auf die vagale Steuerung des Herzens (HRV) vornehmlich durch soziale Signals of Safety (SoS) vermittelt wird.
FRAGESTELLUNG. Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen HRV, Rumination und SoS sowohl im Labor als auch im Alltag Gesunder zu überprüfen.
METHODE. Die Stichprobe bestand aus 122 gesunden Personen (55 % Frauen, Alter M=27.8J., SD=5.5J.; mittlere WHtR=.47). Ambulante HRV (RMSSD) und biobehaviorale Kovariaten wurden kontinuierlich an 3 aufeinander folgenden Tagen im Labor und im Feld gemessen. Mittels iPod wurden wiederholt momentane soziale, situative und kognitiv-affektive Variablen (Affekt, Rumination, SoS) erfragt.
ERGEBNISSE. State-Rumination ging mit einer verminderten HRV einher, sowohl im Labor als auch im Feld. Situationen mit SoS gingen mit einer höheren ambulanten HRV einher als Allein-Situationen. Im Feld fand sich eine Interaktion zwischen Rumination und SoS: In einer sozialen Interaktion ohne SoS mit Rumination war die HRV niedriger als ohne Rumination. Während ProbandInnen ruminierten, war die HRV in einer Interaktion ohne SoS vermindert gegenüber einer Interaktion mit SoS.
SCHLUSSFOLGERUNG. SoS erwiesen sich als brauchbares Konzept, um sich den psychophysiologischen Begleiterscheinungen sozialer Interaktionen anzunähern. Die Ergebnisse belegen die Bedeutung von Rumination und SoS für die vagale Steuerung des Herzens im Alltag Gesunder und deuten auf ein komplexes Zusammenspiel zwischen beiden hin. Es scheint notwendig, das Zusammenwirken psychologischer und sozialer Faktoren in der gesundheitspsychologischen Forschung zu berücksichtigen. Implikationen und Beschränkungen der zentralen Befunde werden diskutiert.
[Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, SCHW 1188/4-1.]